Saubere Sache, dieses Tokio...

Friday, March 22, 2013
Tokyo, Kanto, Japan
Mit großen Augen durch die Stadt zu laufen verhinderte der Jetlag. Dabei hatte ich mich erst nach elf aus dem Bett gepellt und somit den halben Tag verpennt. Aber irgendwann muss man ja mal Schlaf tanken.

Erstes Ziel: Tokyo Midtown, ein paar Wolkenkratzer mit Einkaufszentrum. Ich stehe vor dem Shop-Wegweiser. Sogleich tastet sich eine Kundenservicefachkraft heran, ob sie mir helfen könne. Ja - ich brauche einen Kaffee. Antwort: "Über diese Rolltreppe gelangen Sie nach draußen, da ist ein Starbucks." Na, danke.

Ich ging dann auch in diese Richtung und war der festen Überzeugung, hier einen "normalen" Filterkaffee auftreiben zu können. Das klappte insofern hervorragend, dass ich mich für einen kleinen Laden in der Seitengasse entschied, wo das einzige nicht-japanische Wort "Coffee" war.
Man bedeutete mir, dass es welchen gäbe, auch mit Milch, für 2,80 Euro und es dauere fünf Minuten. Da standen ein paar Handkaffeemaschinen wie im Elbgold in Hamburg - gutes Zeichen! Dann lasst mal anrollen.

Hammer. Was für ein Kaffee. Extra für mich unter dem Bunsenbrenner in einem Kugelkolben gebraut. Der Tag konnte beginnen. Ein Frühlingstag übrigens, 18 Grad und Sonne.

Es gab im Wesentlichen Parks, Architektur und verschiedenstes urbanes Leben. Während bei anderen Reisen immer mal wieder Erinnerungen aufploppen, was man schon mal woanders in der Welt sah, ist hier irgendwie alles neu, alles anders.

Und: alles sauber. Unglaublich geleckt. Nirgends ist es etwas beschmiert, nirgends liegt Müll herum. Und das, obwohl es keine Papierkörbe gibt. Ernsthaft - ich trage meine Abfälle regelmäßig ins Hotel zurück.

Beim Beobachten einer Krähe, die sorgsam einen Zweig kürzte, um an das dickere Ende heranzukommen, während alle Reste auf den sauberen Platz fielen, dachte ich: Gleich wird das Vieh dafür abgeschossen...

Berlin gefällt da besser als dieser Reinlichkeitszirkus hier. Wobei, ganz Tokio ist ein einziger Bahnhof: "Beachten Sie bitte, dass das Rauchen nur in den gekennzeichneten Raucherbereichen gestattet ist." Auf dem Gehsteig zu qualmen ist verboten, einstweilen gibt es sogar Raucherkäfige im Freien. Wo ist der "Gefällt mir"-Button?

Und ist geschriebenes oder ungeschriebenes Gesetz, dass Männer langweilige schwarze Anzüge tragen müssen?

 
 
Was hier der Hammer ist: die gefühlte Sicherheit. Und zwar nicht, weil wie in London alle drei Meter einer Kamera hängt. Sondern weil hier scheinbar niemand etwas Verbotenes macht. Abends allein durch Gassen, oder zu einem verlassenen Schrein hochsteigen? Null Problem. Sorge um den Rucksack? Quatsch. Dieses anständige Volk traut sich ja noch nicht mal, bei Rot über die Ampel zu gehen...

Comments

Felix
2013-03-27

Als guter Touri trinkst Du zu viel West-Kaffee und isst zu viele Westgerichte! ;)

2025-02-15

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