Wenn man 640 Höhenmeter vom Bahnhof Tangoyura am Meer auf den Mount Yura klettert, kommt man in den zwei Stunden auf den einen oder anderen Gedanken.
Zum Beispiel: Was veranlasst Menschen - respektive mich - über Stock und Stein durch den Wald zu gehen?
Die Antwort gab es auf dem Gipfel: Na, um es geschafft zu haben natürlich
. So wie beim (Halb)Marathon.
Vorteil des Berges: Man hat eine tolle Aussicht.
Nachteil: Man fährt im "Ziel" nicht heim zum Duschen, sondern kraxelt erst mal den ganzen Weg wieder runter :-)
Ich bin inzwischen an der Küste nördlich von Kyoto angekommen, nach zwei Stunden Zugfahrt. Und kann jetzt sogar den Ortsnamen unfallfrei schreiben: Amanohashidate. Aussprache: Wie man es schreibt, schnell sprechen und beliebige Silben verschlucken.
Dort ist die Unterkunft, zum Wandern dann noch mal eine knappe halbe Stunde mit dem Schienenbus.
An dieser Stelle der wohl groteskeste Flashback dieser Reise - an Kuba. Was für ein Brüller, die hiesige perfekte Bahn mit der Fahrplanauskunft in Havanna zu vergleichen: "Vielleicht fährt morgen ein Zug, so gegen Nachmittag dann."
In Trininad zeigte mir der Bahnwärter Alejandro damals den russischen Triebwagen mit deutscher Technik. So etwas fährt auch hier. In sauber, funktionierend und mit bequemen Sitzen
.
Im Gegensatz zur Karibik hätte ich heute tatsächlich Handschuhe gebrauchen können, zu den zwei Pullovern: Fünf Grad waren es wohl auf dem Berg, während ich Sonntag noch in kurzer Hose durch Kyoto joggte.
Der Wander-Blog (japanhike.wordpress.com) warnt davor, diese Tour im Sommer zu machen, wegen Hitzeschlaggefahr. Scheint eine Art Ferienregion zu sein hier, und es die Japaner wohl nicht zu stören, dass beim Blick aufs Meer links und rechts ein Kraftwerk blinkt.
Dem Hotel Amanohashidate ist eine günstige "Auberge" angeschlossen, zum Duschen nutzt man das Japanische Bad samt heißem Pool des Haupthauses.
In meinem Zimmer lagen: Kimono, Weste, Handtuch, (zu kleine) Schlappen. Einfach mal alles in den Rucksack gestopft. Zufällig traf ich sodann ein Ehepaar auf dem Flur, das offensichtlich das gleiche Ziel hatte. Weil: Es hatte besagte Artikel bereits an (er den Kimono, sie die Weste)
. Ich vergewisserte mich noch fix, dass die Herrschaften wirklich so durch die Kälte rüber gingen - und tat es ihnen gleich.
Let the games begin! Mal schauen, welche Fettnäpfchen lauern.
Im Bad angekommen. Keiner da. Vorteil: Man kann nichts falsch machen. Nachteil: Man kann nicht nachmachen.
Oh, sieh an! Eine Kurzanleitung auf Englisch!
Erstmal waschen. Ich suche die Duschen. Keine weiteren Türen... dann sind es wohl diese Waschplätze mit den Höckerchen. Samt Spiegel. Toll, da kann man mal ordentlich Shampoo nehmen und neue Frisuren ausprobieren! - An der Seite ganz kurz? Geht. Ein Iro? Hm... Oder wie Kai Diekmann alles nach hinten schmieren? Ok, lassen wir das.
Ab in den heißen Pool! Ja, er *ist* heiß. Füße gehen, Beine auch... am Rücken wird es unangenehm. Dann doch: drin. Ganz nett. Vielleicht hätte ich einen von diesen Pieps-Dinger mitnehmen sollen, die man mit zu den Eiern in den Topf gibt? Wie soll ich sonst wissen, wann ich gar bin
...
Inzwischen doch andere Gäste. Mangels kleinen Handtuchs kann ich mir auch keines vor die Lenden halten. Wobei die Herrschaften es auch aus zwei Gründen lassen könnten. Erstens generell wegen des halbherzigen Rumgefeudeles... und zweitens: Wenn man wirklich was sehen wollte, müsste man schon genau hinschauen.
Drüber im Damenbereich quäkt ein Kind. Zeit, mal den Außenpool zu testen. Toll: Links eine Halbmond-Lampe, rechts der echte Mond, vorn direkt die Bucht, in der Mitte des Pools die Heißwasserzufuhr. Autsch!
Nebenan wird auch das Kind zum Abkühlen auf den Balkon gebracht. - Immer, wenn man mal ansatzweise zu meditieren versuchen könnte, lärmt etwas. Vorhin auf dem Berg ein Hubschrauber, gestern im Berggarten eine Kreissäge in der Ferne. Anyway - mir gehts gut.
In der Umkleide steht eine elektronische Waage. Wenn die mal nicht japanisch genau geht! Sachen abgelegt, drauf gestellt... 71,2kg. Muss kaputt sein. Oder ich esse zu wenig.
Egal - mir gehts gut.
Der Pool ist das Ziel
Tuesday, March 26, 2013
Amanohashidate, Kyōto, Japan
Other Entries
-
1Prolog.
Mar 188 days priorBerlin, Germanyphoto_camera0videocam 0comment 0 -
2Oben sitzen.
Mar 206 days priorFrankfurt am Main, Germanyphoto_camera11videocam 0comment 0 -
3New York, Rio...
Mar 215 days priorTokyo, Japanphoto_camera6videocam 0comment 1 -
4Saubere Sache, dieses Tokio...
Mar 224 days priorTokyo, Japanphoto_camera11videocam 0comment 1 -
5Gut Kirschen schauen.
Mar 233 days priorTokyo, Japanphoto_camera15videocam 0comment 0 -
6Den ganzen Weg gerannt.
Mar 242 days priorKyōto, Japanphoto_camera37videocam 0comment 0 -
7Ich glaub, ich steh im Bambuswald
Mar 251 day priorKyōto, Japanphoto_camera14videocam 0comment 0 -
8Der Pool ist das Ziel
Mar 26Amanohashidate, Japanphoto_camera10videocam 0comment 0 -
9Aufzug hoch, Daumen hoch!
Mar 271 day laterHimeji, Japanphoto_camera6videocam 0comment 0 -
10Fury after the Slaughterhouse.
Mar 271 day laterOsaka, Japanphoto_camera6videocam 0comment 0 -
11Da brat mir doch einer nen Hirsch!
Mar 282 days laterNara, Japanphoto_camera9videocam 0comment 0 -
12Perfekt.
Mar 293 days laterIto, Japanphoto_camera9videocam 0comment 0 -
13Last supper? - Last Sushi!
Mar 304 days laterTokyo, Japanphoto_camera16videocam 0comment 0 -
14Epilog.
Mar 315 days laterFrankfurt, Germanyphoto_camera12videocam 0comment 0
2025-02-10