Da brat mir doch einer nen Hirsch!

Thursday, March 28, 2013
Nara, Präfektur Nara, Japan
Raus aus den Federn, bevor die Lemminge einfallen!
Direkt bei der Unterkunft noch vor Acht eine fünfstöckige Pagode angeschaut, danach nocheinige Zeit im Zimmer verdaddelt ... das hätte auch schief gehen können, ist der Todai-Ji Tempel doch oftmals überlaufen. Nicht so an einem regnerischen Donnerstag Morgen. Das größte Holzgebäude der Welt, und doch nur zwei Drittel so groß wie seine erste Version aus dem achten Jahrhundert. Diese hier stammt aus dem 18. und beherbergt einen gigantischen Buddha. Was die freiwillige, kostenlose Führerin ("10 Minuten nur, viele Leute sollen dran kommen") erzählt, steht teils auch im Reiseführer, doch freut es mich - ein weiterer Teil japanischer Hilfsbereitschaft.

Im Nara Park gibt es neben vielen kleineren Tempelanlage auch gut Tausend Rehe und Hirsche, der Mythologie nach Überbringer einer göttlichen Botschaft.
Nun ja. Heute lautet die Nachricht eher: "Futter her, oder wir nehmen es uns!" - da sieht man schon mal arglose kleine Kinder weinend umher rennen, weil sie etwas Essbares in der Hand haben. Essbar ist dabei relativ: Plötzlich nestelt es an meiner Gesäßtasche... und schwupps, ist die dort hin gesteckte Eintrittskarte futsch .

Wobei ich ja bereits zuvor die Idee hatte, dass die Viecher 1a Müllschlucker sind: Aufgrund des landesweiten Nichtvorhandenseins von Papierkörben ist es immer so eine Sache, den Rest vom Frühstücksapfel zu entsorgen. In Nara wirft man diesem einfach dem nächst verfügbaren Reh zu.
Den Hirschen wird übrigens das Geweih abgesägt, sonst würde es hier Verletzte geben, wenn bei der Jagd der Spieß umgedreht wird: Nicht Mensch auf Tier, sondern das Wild auf die speziell verkauften Kekse.

Mittags finde auch ich tatsächlich mal etwas Gescheites zum Essen.
Es regnet. Auf zum letzten Ziel der Reise.


Diese Zeilen schreibe ich im Shinkansen.
Zugfahrten in Japan sind landschaftlich gähnend langweilig: Flaches Land mit gelegentlichen Erhebungen, Felder in ocker/blassgrün, Häuser in weiß/grau/beige.

Im Wagen wie immer alles perfekt: Handy-Nutzung - wenn überhaupt - nur im Vorraum, und der Schaffner kommt extra noch mal vorbei: Ab Shizuoka wird dieser Zug ausgebucht sein, aber Platz 15C wäre noch frei . Uih! - Domo arigato.

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Diesen Blog-Eintrag hatte ich bis hier im Zug geschrieben und ging davon aus, dass heute nicht mehr viel passiert. Letztes Ziel: Ito, ein Küstenstädtchen auf einer Halbinsel gut 100km vor Tokio.
Das alltägliche "Problem": etwas halbwegs nahrhaftes Essbares zu erjagen. Hatte schon länger auf dem Schirm, nach Ewigkeiten mal wieder zu Mäcces zu gehen. Umstieg in einem Ort namens Atami, zehn Minuten Zeit. Ein Blick aus dem Bahnhof... und was sehe ich? - The Golden Arches! Mc Donald's. Da hier allerdings jeder Burger frisch gemacht wird, und auch das Kundenabfertigungssystem nicht ganz die Bezeichnung "fast food" verdient, reichte die Zeit nur für ein Mc Flurry.

Beim Einchecken in Ito dann zwei andere Deutsche, die offensichtlich gerade auf dem Weg zum Essen sind. Angequatscht, Sachen abgeworfen, gemeinsam los.

Angrillen 2013! - In einem Restaurant mit Tischgrill. Drei kleine Stückchen Fisch, fünf Pilze und ein Pils für 12 Euro... nun ja, wenn wir hier hätten satt werden wollen, wäre das teuer geworden. Aber das Erlebnis war es auf jeden Fall wert, wir fielen dann noch im Supermarkt ein und füllen die Mägen am Strand.

So geht Rucksackreisen!
Sehr schön.

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2025-02-10

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