Der Tag danach

Saturday, May 31, 2014
San Gil, Santander Department, Colombia
Heute um 2 h in der Nacht geschah dann das zweite große einschneidende Erlebnis auf der Reise. Gudrun wurde irgendwie von einem Klick wach und schrie: "Bernd, der hat Deinen Laptop!" So schnell war ich noch nie aufgesprungen und angezogen, aber der Laptop war weg. Während wir schliefen, war jemand in unser Zimmer eingedrungen, hat die Handtasche von Gudrun genommen, wo unsere beiden Portemonais mit einigem Geld und fast allen Kreditkarten drin waren die Kamera und auch unsere Reisepässe, Ihren Rucksack mit Ihrem Mobile, dann noch den e-Book Reader von ihrem Nachtisch, aber das war noch nicht genug. Wahrscheinlich hat er meinen Laptop auf meinem Nachtisch weiter hinten im Zimmer gesehen und ist noch einmal zurück, um den auch noch zu holen. Da hing noch die Maus und das Stromkabel dran, was er abgemacht hat und wovon Gudrun wach wurde. Verhindern konnten wir den Diebstal aber nicht mehr. Als ich meine Brille auf hatte, stand die Tür zu unserem Zimmer offen und der Kerl war weg.

Nun denkt man vielleicht, das sind alles Dinge, die ersetzbar sind, aber auf dem Laptop waren 18 Jahre meiner Arbeit und meiner Firma gespeichert. Den Stick mit allen Daten der Sicherheitskopie hat er auch noch bekommen, da ich am Abend zuvor gerade eine Sicherung gemacht hatte. Also bedeutet das den absoluten Super-Gau. Firma weg, Unterlagen, Rechnungen, Buchhaltung alles ist weg. Die Frage nach der Weiterreise beantworteten wir uns am Morgen mit: NEIN! Ich muss erst einmal in Berlin schauen, was an alten Unterlagen noch auf dem Rechner ist und ob man damit die Firma retten und weiterführen kann.

Die Polizei war recht schnell vor Ort und hat alles abgesucht. Sie fanden sogar noch unsere Kreditkarten, Portemonais, Rucksack und ein paar andere Sachen im Garten. Was die Diebe weggeschmissen hatten ist für uns natürlich absolut wichtig. Auch mein Ausweis war dabei, den einzigen Identifikationsnachweis, den wir noch haben.

Den Morgen und Nachmittag verbrachten wir mit Erstellen von Protokollen auf der Polizei. Als wir wieder im Hotel zurück waren, erfuhren wir, das wir gar nicht das Ziel der Diebesattacke waren. Die hatten den Zaun durchgeschnitten und erst einmal einen großen Fernseher aus einem Zimmer abmontiert und sind dann wohl mehr im Zufall auf uns gestoßen. Die Spurensicherung war schon bei der Arbeit und ganz zuversichtig, die Diebe zu finden. Wir waren das aber nicht. Das Hotel gehört einer ganz lieben Familie, die diese ganze Geschichte als einen Angriff auf ihr Lebenswerk gesehen haben. Nie zuvor gab es etwas ähnliches, immer war alles sicher. Also hat uns diesmal voll der Genosse Zufall erwischt.

So ein Einbruch in ein Hotel kann wirklich überall in der Welt vorkommen, nicht, dass jemand den falschen Schluss daraus zieht, dass man von dem wunderschönen Land Kolumbien lieber die Hand lassen soll.

Wir wurden von den Eigentümern eingeladen, solange zu bleiben, wie wir wollen und wenn wir irgendeinen Wunsch hätten, sollten wir es sagen. Von dieser Nacht an hatten wir einige Freunde fürs Leben gewonnen.

Unsere Nachbarn im Zimmer, ein junges Pärchen aus Bogota, sie Kolumbianerin und er Spanier, hatte ich in der Nacht wach gemacht, weil ich vermutete, sie würden English sprechen. Sie sprechen beide perfekt English und standen uns bis zum Polizeitrotokoll zur Seite. Das sind dann die nächsten Freunde, die wir gewonnen haben.

Vielleicht das Symbol für die Vergänglichkeit, weil alles im Fluss ist, ist der Springbrunnen im Hotel. Nicht einmal 18 Jahre Arbeit kann man festhalten. Irgendwann ist alles Gewesene völlig überholt und läßt sich nicht wieder rekonstruieren. So eine Situation hatten wir im letzten Jahr schon einmal. Ja, und ein Käfer vor unserer Hoteltür sieht sehr schön aus, aber auch nur, wenn er nicht auf dem Rücken liegt, das konnten wir vor ein paar Wochen mit Bildern dokumentieren. Ich fühle mich aber ohne Laptop mit allen Daten als auf den Rücken liegender Käfer, auch wenn unsere neuen Freunde aus Bogota recht haben, wenn sie sagen, dass AUSTRALIA Connections durch die Kompetenz meiner Person existiert und nicht durch Daten.



Diesmal haben wir aber beide sofort gesagt, dass wir im Herbst weiter machen, wenn wir das finanziell irgendwie hin bekommen. Schließlich waren Ecuador, Galapagos und Peru schon fast voll durchgeplant und auch teilweise gebucht.


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