Cusco – auf den Spuren der Inkas
Nach abwechslungsreicher acht stündiger Busfahrt erreichen wir das
Touristen-mekka Südamerikas. Cusco im
Süden Perus weist die Form eines Pumas auf und liegt auf 3430 m – so sind wir
wieder in tieferen Lagen angekommen.
Unsere nette Unterkunft liegt etwas oberhalb
des Zentrums. Wir sehen die Silhouette einer schönen, fast mediterran
anmutenden Stadt, erbaut im spanischen Kolonialstil. Überall macht- und
prachtvolle barocke Kirchen, allen voran die riesige Kathedrale an der Plaza de
Armas. Darum das Häusermeer mit den typischen Atriumhäusern. In den Straßen
quirliges Leben. Nahezu nichts erinnert baulich daran, dass dies einstmals die
Hauptstadt des riesigen Inkareiches war und für die damaligen Menschen der
Mittelpunkt der Welt.
Die goldgierigen Spanier eroberten Anfang des 16. Jahrhunderts im
Auftrag der Krone und im Zeichen des Kreuzes nahezu im Handumdrehen das
Inkareich. Sie raubten, mordeten oder versklavten die Einwohner und löschten
bewusst alles aus, was diese erschaffen hatten. Nichts sollte mehr an die
Inkas, ihre Kulturleistungen und ihren Glauben erinnern. Bittere Ironie der
Geschichte: Es waren die Inkas selbst, die etwa 300 Jahre lang andere Völker
wie die Nascas, die Mochicas und die Huaris unterworfen und jegliche Erinnerung
an deren hochstehende Kulturen unterdrückt hatten. Die Sieger schreiben ihre
Geschichte eben stets aus ihrer Perspektive.
Peru und sein reiches Erbe
Doch beiden Eroberern, weder den Inkas noch den Spaniern, ist es
gelungen, die Erinnerung an die Vorgängerkulturen gänzlich auszulöschen. Nicht
erst seit der legendären Wiederentdeckung von Machu Picchu im Jahre 1911 lebt
die Geschichte und Kultur der Inkas, ihre Leistungen und ihre Mythen wieder auf
– und auch die der Vorgängerkulturen. Letztere kann man im erstklassigen Museo
de Arte Precolombino in Cusco bewundern. Im Museo de Inca befindet sich eine umfangreiche Ausstellung mit Inka-Artefakten und Mumien. Peru pflegt heute
sein vorkoloniales kulturelles Erbe, es ist ein gewichtiger Teil seines
Nationalstolzes geworden – und natürlich eine Einnahmequelle aus dem nie
versiegenden Strom des Inka-Tourismus. Allerdings konzentriert sich dieser auf
die doch recht wenigen, einigermaßen erhaltenen oder rekonstruierten Monumente. Viele, durch die Spanier erstellten Gebäude
stehen auf den Erdbeben sicheren Fundamenten der Inkas. Es ist für uns schwer
nachzuvollziehen wie die fugenlosen Verblockungen riesiger Steine ohne Mörtel erstellt worden sind (Inka
Architektur). Wie oft hören wir in diesen Tagen von Thomas: „es ist unmöglich
diese harten Felsbrocken ohne Maschinen zu bearbeiten.“
Stets erleben wir Cusco als eine lebensfrohe, vibrierende Stadt. Da zur
Zeit ein großes, mehrere Wochen dauerndes Fest stattfindet, dazu Paraden zum
nationalen Tag der Fahne sowie feierliche katholische Prozessionen, ziehen von
morgens bis abends Musik- und Tanzgruppen in traditioneller Kleidung oder in
fescher Uniform über die Plaza de Armas und durch die Gassen. Diese sind laut,
bunt und überquellend voll. Immer wieder hört man laute Böllerschüsse. Am Abend
werden Feuerwerke abgebrannt. Die Stadt leuchtet – und ist für uns in diesem
Augenblick der Mittelpunkt der Welt.
Cusco gefällt auch durch seine hervorragende Gastronomie und den
wunderschönen Kleidergeschäften. Auch hier können Carina und Franziska den
Verlockungen nicht wiederstehen und erweitern ihre Garderobe. Auch Thomas wurde
nicht verschont und mit zwei neuen Pullovern eingekleidet.
Der 5
tägige Salkantay Treck
Ich gebe es ehrlich zu ich habe mich gefürchtet vor diesem Treck. Das
von Globetrotter angekündigte Programm könnte zu anstrengend für mich sein.
Schon beim Briefing am Vortag wurde uns mitgeteilt dass der Treck entschärft wurde
und die Wanderetappen deutlich kürzer sind. Überrascht erfahren wir, dass wir
eine Privattour bekommen aufgrund von Absagen.
Carina und Thomas verabschieden sich frühmorgens von Franziska und
werden von Paul, dem Guide abgeholt. Mit dem Auto geht’s bis zum Start des
Trecks nach Marcocasa auf 3354m. Hier wird unser Gepäck auf die Maultiere
gebunden. Mit Paul unserem Guide als Führer dem Koch und einem Maultiertreiber
starten wir unser Abenteuer. Der erste Tag sollte auch gleich der anstrengenste
sein. Steil wandern wir bergauf und auch das Wetter zeigt sich am Nachmittag
von seiner regnerischen Seite. Nach sieben Stunden erreichen wir unser
Etappenziel auf 4500m am Fusse des Salkantay. Jetzt zeigt sich auch wieder die
Sonne und lässt uns die herrliche Landschaft geniessen. Bald zeigt uns der Koch
seine Künste und es schmeckt fantastisch. Ausgerüstet mit Wärmeflaschen und
vielen Decken kriechen wir in unsere Schlafsäcke im Zelt – hier oben ist es
bissig kalt.
Anderntags erreichen wir den höchsten Punkt des Trecks 4600 m und
wandern während den nächsten 3 Tagen auf- und abwärts durch sämtliche
Klimazonen bis nach Aguas Calientes (1900 m). Nach anfangs karger Landschaft
wird es immer grüner und wir laufen durch Nebelwald vorbei an schönen Seen,
Wasserfällen, Obst- und Kaffeeplantagen und saftigen Wiesen. In Santa Teresa
entspannen wir unseren müden Körper im heissen Thermalwasser. Am 4. Tag
erreichen wir das Hotel in Aguas Calientes wo wir Franziska wieder treffen. Wir
feiern bei gutem Essen und Wein das Gelingen des Trecks mit Paul zusammen.
Während drei Tagen erkundet Franziska archäologische Stätte und geniesst
es durch Cusco zu spazieren und Aussichtspunkte zu erreichen.
Mit Auto und Zug mache ich mich auf die Reise nach Aguas Calientes.
Nun steht der Höhepunkt einer Perureise an, der Besuch von Machu Picchu.
Um den ersten Bus in Aguas Calientes zu erreichen steht Thomas bereits um drei
Uhr früh in der Kolonne. Wir Frauen stossen später dazu und wir steigen um 6
Uhr in den Bus.
Machu Picchu - auf den Spuren der Inkas
Diese Stadt in den Wolken, wie sie gerne genannt wird, ist ja zum
Inbegriff für die erstaunlichen Bauleistungen der Inkas geworden. In einem
schwer zugänglichen Gebiet auf einem Bergrücken auf 2.430 Metern zwischen zwei
Gipfeln gelegen, breitet sie sich terrassenförmig aus. Die exponierte Lage und
die steilen Abhänge erforderten höchste Baukunst, was angesichts der sehr
begrenzten technischen Möglichkeiten – die Inkas kannten weder Rad noch
Zugtiere noch Wagen, alles musste also überwiegend mit menschlicher Kraft
geleistet werden – schon sehr erstaunlich ist. Bis zu 1.000 Menschen konnten
hier oben leben und arbeiten. Über den Sinn und Zweck dieser eigenartigen Höhenlage
wird bis heute gerätselt und gibt es verschiedene Theorien. Dass sämtliches
überliefertes Wissen über die Inkas nicht auf Aufzeichnungen beruht – die Inkas
kannten keine Schreibschrift, ihre Knotenschrift konnte nur Ziffern ausdrücken
– sondern aus spanischen Quellen und aus archäologischen Funden stammt, macht
auch ihren modernen, geheimnisvollen Mythos aus.
Blüte und Niedergang
Wir erleben Machu Picchu vor allem als Ruinenstadt in sehr spektakulärer
Lage. Zweifelsohne sind die Bauwerke sehr bemerkenswert, allen voran die
gestapelten, riesigen Granitblöcke der Tempelbauten und die bis heute voll
funktionstüchtige Wasserversorgung mit dem ausgetüftelten Zu- und
Ableitungssystem. Gleichzeitig wird uns bewusst, dass wir es mit einer
vorwiegend bäuerlichen Zivilisation zu tun hatten, die bis zu ihrem jähen
Ende Anfang des 16. Jahrhunderts auf dem Entwicklungsstand der Bronzezeit war.
Auch deshalb hatten die spanischen Konquistadoren mit ihren eisernen Waffen und
Pferden so erstaunlich leichtes Spiel. Hinzu kamen innere Machtkämpfe, die das
Riesenreich – es erstreckte sich von Ecuador/Kolumbien bis ins heutige Chile
– schon vor deren Auftauchen geschwächt hatten und die Tatsache dass es
extrem zentralistisch und hierarchisch organisiert war. Sobald die Spanier den
letzten Inka Atahualpa, also den gottgleichen Kopf des Reiches, durch eine
Täuschung gefangen genommen und wenig später ermordet hatten, brach der
Widerstand zusammen. Machu Picchu selbst haben die spanischen Invasoren
allerdings nie entdeckt.
Erstaunlich ist die Tatsache, dass hier keine Hinterlassenschaften von
den Inkas gefunden worden sind und bis heute werden unterschiedliche
Vermutungen angestellt darüber wohin die Inkas aus Machu Picchu gegangen sind.
Auf den Wayna Picchu
Natürlich sind wir hier oben nicht alleine. Als Weltkulturerbe ist Machu
Picchu Touristenmagnet Nr. 1 in ganz Südamerika und wurde schon unendlich oft
fotografiert. Auch hat wohl jeder seine Bilder von diesem berühmten Ort im
Kopf. Dennoch es ist angenehm, dass sich der Touristenstrom hier oben gut
verteilt. Um noch einen besseren Überblick über die Ruinenstadt zu bekommen,
besteigen wir – zur vorher genau festgelegten Uhrzeit, Anmeldung Monate vorher
erforderlich – den Wayna Picchu, den steil aufragenden Felsengipfel direkt
dahinter. Es geht wirklich atemberaubend steil nach oben! Doch es lohnt sich,
den von den Inkas erbauten Stufenweg hochzusteigen, denn von oben hat man einen
faszinierenden Adlerblick auf Machu Picchu bis hin zu den nahen weißen
Andengipfeln.
Sun Gate
Intipunku
Während Carina und Thomas kletterten wandert Franziska auf dem königlichen
Weg hoch hinauf zum Sonnentor der Inkas auf 2750 Meter. Von hier geniesse ich
weit ab von Touristen die Ruhe und den fantastischen Ausblick auf Machu- und
Wayna Picchu.
Mit der Eisenbahn geht’s zurück nach Cusco. Die Fahrt ist äusserst
spektakulär und führt uns am Fluss entlang durch das Valle Sagrada – das
heilige Tal der Inkas. Unseren letzten gemeinsamen Tag verbringen wir geruhsam
mit letzten Einkäufen, packen und einem tollen Abschiedsessen in gutem Lokal.
Danach geniessen wir unseren ersten Ausgang bis spät in die Nacht in toller Bar
mit guter Liveband. Endlich Mal tanzen!
Wehmütig verabschieden wir am nächsten Tag Carina am Flughafen Cusco.
Wir hatten eine interessante, wunderschöne und unkomplizierte Zeit zusammen.
Danke Carina.
Ausflug
zum Rainbow Mountain
Es hat sich gelohnt nochmals früh morgens aufzustehen. Die Fahrt durch
malerische Dörfer und Landschaften entlang an steilen Abhängen ist äusserst
spannend und abwechslungsreich. Die Wanderung beginnt in Quesiuno auf 4300 m.
Der Weg führt stetig bergauf, die Luft
wird dünner und nach drei Stunden erreiche ich den Rainbow Mountain auf 5100
Höhenmeter. Für die Einheimischen ist dieser Wanderweg ein lukratives Geschäft.
Vielen Touristen geht die Puste aus und sie werden anschliessend aufs Pferd gesetzt
um das Ziel zu erreichen. Noch nie hab ich so viele Reiter gesehen!
Thomas erreicht den Gipfel und ist sprachlos – für diese Farbenpracht die
mich am Gipfel erwartet gibt es keine Worte – mui mui mui lindo - hermoso!
Einfach traumhaft schön. Die Sonne hat die ganze Landschaft perfekt beleuchtet
und so zum absoluten Spektakel gemacht.
Saqsaywaman
Ein steiler Fussweg führt zur 2,5 ha grossen Festungsanlage oberhalb der
Stadt. Nicht nur wegen des schönen Blickes über Cusco lohnt der Besuch der
grossen Inkaruine. Die Felsenfestung beeindruckt besonders mit ihren
tonnenschweren Felsblöcken, die Zehntausende von Arbeitern in über 50 Jahren
mühselig hier herauf geschafft haben sollen. Wie ist noch immer nicht geklärt.
Denn die grössten ca. 5 x 5 x 2,5 Meter grossen Steinquader wiegen rund 200
Tonnen. In mühevoller Kleinarbeit wurden die gigantischen Brocken mit
Steinmeisseln passgenau geschliffen und, wie bei den Inka üblich, ohne Mörtel
zusammengefügt. Jährlich am 24. Juni feiern hier Zehnausende von Menschen das
Sonnenwendefest Inti Raymi was zu
Cuscos grösstem Touristenspektakel geworden ist und viel Geld in die Stadtkasse
spült. Die Folge davon sind viel Abfall und irreparable Schäden an den Mauern.
Vielfältige Leistungen einer Hochkultur
Von unseren gut ausgebildeten örtlichen Führern erfahren wir Erstaunliches
über die Inkas: Ihre Ingenieure, Straßen- und Brückenbauer leisteten angesichts
der bescheidenen technischen Entwicklung Bemerkenswertes. Das gesamte
Straßennetz der Inkas besaß eine Länge von circa 40.000 km und war damit größer
als das römische! Um die Menschen des Hochlandes und -gebirges zu versorgen und
um Hungersnöten vorzubeugen, legten sie an den steilen Hängen große
Vorratshäuser an, die – so Karen, eine unserer Guides – die Versorgung der
Bevölkerung bis zu zehn Jahre sichern konnte. Auf den hochgelegenen Terrassen
wurde eine große Vielzahl von Mais- und Kartoffelsorten, Tomaten und Quinoa,
Kürbis, Avocados und Paprika angebaut – das alles auf einer Höhe zwischen
3.000 und 4.000 Metern. Auch das Kunsthandwerk, allen voran die Webkunst,
standen auf einem hohen Niveau.
Beim Bestaunen dieser Baukünste fragen wir uns oft wie haben die Inkas
dies alles gebaut? Und während wir dies schreiben, kommen uns die Menschen in
den Sinn, die alle diese Arbeit mit ihrer Kraft und ihren Händen mühsam
geleistet haben. Welche Mühsal, welche Schinderei muss es gewesen sein, die
schweren Granitblöcke ohne Räder oder Wagen vom Steinbruch bis zum vorgesehenen
Platz am Tempel zu bewegen und sie dort präzise zu bearbeiten? Und die Straßen
im unwegsamen Hochgebirge zu bauen dabei Tunnels in das harte Gestein zu
graben? Für uns ist es schlicht unvorstellbar!!!
Manu
Nationalpark
Unser letztes Abenteuer von Cusco aus führt uns die nächsten sechs Tage
in das südliche Amazonastiefland. Der Manu Nationalpark – grüne Hölle für die
einen, das verlorene Paradies für die anderen. Er gilt als einer der letzten
unberührten intakten Regenwaldgebiete der Erde und ist seit 1987 aufgrund
seiner Einmaligkeit und Artenvielfalt zum Naturerbe der Menschheit durch die Unesco
erklärt worden. Die enorme Artenvielfalt des NP wird verständlicher, da er sich
über drei Ökozonen erstreckt. Der höchste Punkt liegt auf 4000 m in der Puna
der baumlosen Hochsteppe der Anden. Die Mündung des Rio Manu und des Rio Madre
liegt hingegen nur noch auf 365 m im tropischen Regenwald. Dazwischen liegen
dichte und regenreiche Nebel- und Bergwälder.
Hier ist alles sehr einfach von den Unterkünften bis zum Essen. Viel
Zeit verbringen wir auf dem Fluss Rio Manu und beobachten von hier aus die
Tierwelt. Die Vogelwelt ist unendlich vielartig und zeigt sich uns in allen
Farben und Grössen. Immer wieder unterbrechen wir die Fahrt um in den Dschungel
einzudringen und zu wandern. Wir sehen Kaimane, Fischotter, viele Affenarten,
grosse Frösche und Insekten. Auch nachts unternehmen wir Streifzüge durch den
Dschungel. Der Jaguar, König des Dschungels zeigt sich zu unserer Enttäuschung
leider nicht.
Landschaftlich ist dieser Nationalpark mit seinen dicken, alten und
grossen Bäumen ein Wunder der Natur. Das geruhsame Fahren auf den Flüssen durch
das Grün ist eine Wohltat und das sich im Wasser treiben lassen herrlich
erfrischend.
Nach sechs Tagen in der Wildnis fahren wir gerne zurück nach Cusco und
geniessen unser schönes Zimmer und ein gutes Restaurant zum Abschluss.
Titti
2017-10-19
Phantastisch, ganz vieles war mir völlig unbekannt - Günter wäre schwer begeistert... Euch noch weiter eine tolle und eindrucksvolle Reise