Hoch hinaus in Bolivien

Saturday, June 24, 2017
La Paz, La Paz Department, Bolivia
Bolivien - La Paz
Es ist ziemlich verwirrend: Die eine ist Hauptstadt, die andere Regierungssitz – und keine von beiden ist die größte Stadt des Landes. Die Rede ist von Sucre, La Paz und Santa Cruz in Bolivien. Wir haben in den knapp vier Wochen, in denen wir den Andenstaat bereist haben, die Regierungsstadt La Paz, die Hauptstadt Sucre und natürlich Uyuni mit dem berühmten Salar besucht. Alle drei Stationen liegen auf 2’800 bis 4’100 Metern über dem Meeresspiegel, wobei es im Salar noch höher hinauf geht bis auf 5000 m!
Eine angenehme Busreise mit schönem Fensterlook führt uns nach mehreren Stunden nach la Paz, die höchste Stadt der Welt. Wir verbringen in dieser Stadt 6 Tage und sind heilfroh bereits gut akklimatisiert zu sein, ansonsten ist hier die Höhenkrankheit so gut wie vorprogrammiert.
La Paz (rund 3 Millionen Einwohner)
Mit einem Paukenschlag beginnt unsere Bolivienreise. La Paz liegt in einem großen und geschützten Kessel, wie wir ihn noch nie gesehen haben. Umgeben von 6’000ern, allen voran dem mächtigen Ilimani mit 6’439 Metern. La Paz selbst verteilt sich durch die Kessellage auf einer Höhe zwischen 3’100 und 4’100 Meter. Beim Erkunden dieser lustigen lebendigen Grossstadt sehen wir so viel Neues und kommen aus dem Staunen nicht heraus. La Paz ist beinahe komplett an steile Hänge gebaut. Die zum grossen Teil aus roten Backsteinen erstellten einfachen Häuser stehen unverputzt sehr nahe beisammen und sind nur durch schmale Durchgänge getrennt.
Zu La Paz gehören auch das Wirtschaftszentrum mit seinen Wolkenkratzer, das sogenannte „kleine Manhatten“ und die ewig verstopften Strassen.
Wir lassen es uns nicht entgehen vom höchsten Punkt EL ALTO bis zur Unterstadt durch enge Gassen hinunter zu steigen. Dabei entdecken wir so farbenfrohe Menschen und Märkte. Ganz besonders beeindruckt uns der Hexenmarkt, wo in Gassen allerlei Kräuter Zaubertränke und sonstige Mixturen angepriesen werden. Indigene Frauen in ihren bunten traditionellen Trachten geben ein sehr schönes Bild ab.
Wir streifen zu Fuß durch unser Viertel bis zur Plaza Murillo an der das Parlament und der Regierungssitz liegen. Der Platz selbst ist fest in der Hand von Tauben  und von Menschen, die sie füttern und sich dann mit der Vogelschar fotografieren lassen. Allemal ein wunderschöner Platz mit fantastischen Kolonialgebäuden!
Überall finden wir grüne Plätze mit Bäumen, Pflanzen und Blumen was erstaunt in dieser Höhenlage. Die Prada mit vielen Geschäften und Restaurants lädt auch uns zum Verweilen und Flanieren ein.
Wunderschön ist auch die durch die Spanier erbaute mächtige Kathedrale San Francisco. Sie steht am Plaza San Francisco wo oft Konzerte und Kundgebungen stattfinden. Hier drängen sich Einheimische um Garküchen, Schuhputzer und Wahrsager.
Aber mal ehrlich, jeder Schritt fällt schwer durch diese steilen Gassen in dieser enormen Höhe und es ist wichtig ganz langsam zu sein bei allem was wir unternehmen!
Aus diesem Grund ist Gondelfahren in La Paz die beste Lösung
Am nächsten Tag erkunden wir die rote Stadt mit den Telefericos. Das sind ganz neue Gondelbahnen, die die österreichische Firma Doppelmayr erbaut hat – weitere Linien sind gerade im Entstehen. Aktuell gibt es eine rote, blaue, gelbe und grüne Linie. Mit allen vieren fahren wir und schweben zunächst mit der roten und blauen Linie von der Stadtmitte nach El Alto hinauf. Dieser Ort liegt auf der Hochebene und ist inzwischen mit fast 1 Million Einwohnerinnen und Einwohnern größter Stadtteil von La Paz. Hier oben lebt übrigens der ärmere Teil der Bevölkerung, denn hier wird es empfindlich kalt. Wer es sich leisten kann, lebt in der bis zu zehn Grad wärmeren Unterstadt. Und sicher haben die schicken Villen, über die wir mit der gelben und grünen Gondel schweben, auch eine Heizung. Ganz anders als die sehr einfachen Häuser und zum Teil auch Hütten in der Oberstadt. Aus der Seilbahn heraus können wir uns also unser eigenes Bild der sozialen Schichtung in dieser Stadt machen.
Eine nette Abwechslung zum Stadtleben ist der Ausflug zum Valle de la Luna - eine Steinszenerie geschaffen in Tausenden von Jahren durch Wind Wasser und Sonne.
Todesstrecke mit dem Mountainbike - Ein Abenteuer der besonderen Art:
Frühmorgens geht’s los und wir fahren erst Mal auf 4700 m hoch. Glücklicherweise sind wir nur zu zweit sodass jeglicher Druck für schnelles „Downhillen“ wegfällt. Eingepackt in Vollmontur mit Knieschoner, Anzug, Ellbogenschoner beginnen wir unsere Abfahrt.
Ja wir haben soeben den Ride auf der Todesstrasse überlebt. Auf 64 Kilometer von La Cumbre nach Yolosa 1200 m über Meereshöhe führt der Downhillride 3500 Meter in die Tiefe. Auf Asphalt und Gravelstrasse entlang an senkrechten Abgründen mit scharfen Haarnadelkurven unter tosenden Wasserfällen hindurch müssen wir schlussendlich auch noch 2 reissende Flüsse durchqueren. Während unserer Abfahrt rasen wir durch fast sämtliche Klima- und Vegetationszonen Südamerikas, gestartet im Schnee bis in den Regenwald. Am Ziel in der „Survivallodge“ werden wir belohnt mit baden feinem Essen und dicker Luft. Zugegeben der Bericht ist etwas reisserisch aber sämtliche Zahlen stimmen!!!
Ich bin stolz auf meine Frau – das erste Mal auf einem Downhillbike und gleich solch eine Strecke – Supercool, grosses Bravo.
Der Chacaltaya
Wir besuchen auch das ehemals höchstgelegene Skigebiet der Erde. Der Gletscher Chalcataya ist bis im Jahre 2010 weggetaut. Dadurch ist heute kein Skifahren mehr möglich.
Die Anfahrt im Kleinbus zum Ausgangspunkt auf 4800 Höhenmeter auf unbefestigter Strasse über Stock und Stein an Abhängen entlang lässt uns ab und zu den Atem anhalten und das Herz schneller schlagen.
Wie froh sind wir die letzte Etappe zum Gipfel zu Fuss zurücklegen zu dürfen. Was für eine fantastische Aussicht auf die schneebedeckten 6000er und die Stadt. Nach diesem anstrengenden Aufstieg sind die Freude und das Glücksgefühl am Ziel auf 5300 Höhenmeter unbeschreiblich gross.
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2025-05-22

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