Argentinien und Chile
Wir beschlossen die Südamerikareise slalomartig mit mehreren Grenzübertritten zwischen Argentinien und Chile von Süd nach Nord zu beginnen. Ausgangspunkt nach der Antarktisreise war somit Ushuaia, die südlichste Stadt am Ende der Welt. Die Argentinier sind sehr stolz auf diese Stadt und nennen sie liebevoll mit dem Spitznamen el fino del mundo!
Argentinien
Argentinien gilt als „weisses Land" von Lateinamerika. Es gibt wohl noch 850'000 Indianer von 30 verschiedenen ethischen Gruppen doch werden diese immer weniger. Die Indianer Südamerikas wurden im Wüstenfeldzug General Rocas (1875-1879) weitgehend ausgerottet. Argentinien ist auch ein grosses Einwanderungsland, wo sich im 19. Jahrhundert viele Polen Deutsche Italiener Iren und Schweizer nieder gelassen haben.
Nach Brasilien ist Argentinien der zweitgrösste Staat Südamerikas. 3700 km liegen zwischen der nördlichsten und der südlichsten Stadt. Nur 42 Millionen Einwohner teilen sich die 2,8 Millionen km2 Gesamtfläche. Fast ein Drittel davon leben im Grossraum Buenos Aires.
Die Tierwelt ist so vielfältig wie seine Landschaften. Fast 1000 Vogelarten sind im argentinischen Himmel zu beobachten vom winzigen Kolibri bis zum Kondor in den Anden und dem Albatros an den Küsten Patagoniens, dessen Flügel bis zu 3 Meter Spannweite erreichen. In den Anden leben Lamas und die langhaarigen Vikunjas. In Patagonien findet auch der Puma noch sehr viel Lebensraum vor. Im nördlichsten Bereich - der Puna wachsen auf 3000 m Höhe Zwergsträucher und Kakteen darunter der riesige Kandelaberkaktus.
In Patagonien zieht sich im Windschutz der Anden ein breiter Gürtel von Südbuchenwälder bis hin nach Feuerland. Zur Küste im Osten erstreckt sich die Einöde der patagonischen Steppe in der es nur wenig Leben gibt. An den Küsten von Patagonien tummeln sich Seeelefanten, Pinguine, Seelöwen, Robben und Delphine; gigantische Bartenwale ziehen hier ihre Jungen auf.
Chile – Naturschönheiten von unendlicher Vielfalt
Gleich hinter dem Häusermeer von Santiago de Chile ragt die schneebedeckte Andenkette auf und lässt erahnen, welche Naturschönheiten das Land bereithält. Chile liegt am Ende der Welt aber welch ein furioses Ende ist das! Die Sage geht, Gott habe nach der Erschaffung der Welt die Überreste hinter das letzte Gebirge gekehrt – und da sind sie: Vulkane, Regenwälder, Wüsten, Steppen, Gletscher, Flüsse, heisse Quellen und endlose Strände. Kein anderes Land vereint so viele landschaftliche Kontraste und Klimazonen wie Chile. Schon die Form sucht ihresgleichen: ein im Schnitt nur etwa 180 km breiter, aber 4300 km langer Streifen, eingezwängt zwischen der bis zu 7000 m hohen Kordillere im Osten und dem Pazifischen Ozean im Westen. Auf Europa projiziert, reicht Chile von Nordnorwegen bis in die Sahara! Dabei ist Chile zwar mit rund 750'000 km2 mehr als doppelt so gross wie Deutschland, wird aber von nur 17 Millionen Menschen bewohnt, und die meisten drängen sich zudem in der fruchtbaren Zentralzone. Grosse Teile des Landes, die Wüsten des Nordens ebenso wie die Anden und die Fjordlandschaft Patagoniens sind nur dünn besiedelt.
Ushuaia – Nationalpark Tierra del Fuego
Die Stadt am Ende der Welt ist keine Schönheit jedoch traumhaft eingebettet zwischen einer Bergwelt mit Gletschern und dem Meer.
Der Besuch des Nationalparks Tierra del Fuego (Feuerland) an der chilenischen Grenze und am Cape Horn besticht mit einzigartiger Schönheit. Hier finden wir kristallklare Bäche, türkisfarbene Gletscherseen, dunkelrote Moore mit Farnen und anderen Feuchtpflanzen, subantarktische Tundra sowie den für Feuerland typischen Scheinbuchenwald. Ein wenig gespenstisch wirken die vielen tot in den Himmel ragenden Bäume. Daran sind die aus Kanada zur Pelzgewinnung eingeführten Biber schuld, die hier mächtige Dämme bauen, Baumstämme beschädigen und so die Bäume absterben lassen.
Der Touristenfalle des Zuges (Dampfbimmelbahn) durch den Nationalpark fielen auch wir zum Opfer. Wir wollten es uns nicht entgehen lassen mit dem südlichsten Zug der Welt gefahren zu sein. Die Fahrt durch diese Zauberlandschaft wirkte einzigartig und mystisch auf uns.
Calafate – Nationalpark los Glacieres mit Perito Moreno
Nur schon der Flug nach El Calafate über die karge Landschaft war sehr speziell. Die touristische Stadt am Lagos Argentinos gelegen in der kargen patagonischen Steppe ist Ausgangslage für das Naturwunder des Glacieres Perito Moreno. Mit Steigeisen ausgerüstet wanderten auch wir bei strahlendem Sonnenschein auf diesem Gletscher, einer unbeschreiblich majestetischer Schönheit. Dabei ist er nur eine von vielen Endzungen des riesigen 13'000 km2 grossen Eisfeldes „Hielo Continental Sur", das sich über 500 km entlang der Grenze zwischen Argentinien und Chile erstreckt.
El Chalten – Fitzroygebirge
Mit dem Bus auf der Ruta 40 genossen wir die wunderbaren Ausblicke aus dem Fenster nach El Chalten. Das kleine sympathische Dorf ist die „Treckinghauptstadt“ Argentiniens. Während vier Tagen wanderten wir in diesem spektakulären Fitzroygebiet mit teils anstrengenden und weiten Trecks. Auch hier meinte es das Wetter trotz Spätherbst noch immer gut mit uns. Hungrig und müde kehrten wir abends heim und genossen unser wunderschönes Dachzimmer wo wir uns immer wieder gut erholten für den nächsten Tag. Unseren Kohldampf stillten wir in gemütlichen Restaurants mit feinem Essen.
Los Antiguos und die Cueva de las manos
Mit dem Nachtbus reisten wir weiter nach Los Antiguos, wo wir früh morgens vom Hotelbesitzer Nick abgeholt wurden. Er zeigte uns sofort die schönsten Miradors bei Sonnenaufgang, was wir nach der langen Busfahrt sehr genossen. Auch das anschliessende Frühstück schmeckte wunderbar. Es entstand schnell eine kollegiale Beziehung zwischen Nick und uns.
Los Antiguos ist dank seines warmen Mikroklimas eine grüne Oase in der patagonischen Steppe. Das Stätdchen liegt direkt am Lago Buenos Aires dem zweitgrössten See Südamerikas. Es ist die Stadt der Kirschen und rund um das Dorf gedeihen zahlreiche Obstsorten, welche von hohen Pappeln eingeschlossen sind zum Schutz vor dem oft starken Wind.
Von hier aus besuchten wir die Cueva de las manos. Schon die Umgebung der weltberühmten Höhlen beeindruckt.
Ein sattgrünes Flusstal durchzieht den Canyon dessen Felsen in Schichten von rostrot über weiss bis ockerfarben scheinen. Das Unesco-Weltkulturerbe befindet sich an 10 m hohen Felsüberhängen. Darunter leuchten sensationell gut erhaltene Zeichnungen 829 Hände in Rot, Gelb und Ocker. Es wurde uns erklärt, dass die Zeichnungen aus drei bis vier verschiedenen Epochen stammen. Die ältesten Darstellungen sind nach den Berechnungen bis zu 13000 Jahre alt. Über die Bedeutung der Zeichnungen wird bis heute viel spekuliert. Sie erzählen und zeigen auf jeden Fall Geschichten über das damalige Leben.
2025-05-22