Touristenghetto...

Wednesday, August 07, 2013
Pulau Perhentian Kecil, Terengganu, Malaysia
... oder "Hari Raya - Herbergssuche zu 'muslimisch Weihnachten'"

Schon bei der Abfahrt vom Jetty in Kuala Besut fällt uns auf: so viele Touristen wie hier haben wir schon lange nicht mehr gesehen . Nicht einmal in den Cameron Highlands war die Dichte so hoch. Doch noch denken wir uns nichts dabei, und fahren frohen Mutes aufs Meer hinaus...

Kaum legen wir in Coral Bay an werden wir von einem muskelstrammen Divemaster begrüßt und gleichzeitig darüber informiert, dass die Insel recht voll ist, und wir doch besser für die Suche nach einem Quartier die Rucksäcke bei ihm deponieren sollen. Diesem netten Angebot kommen wir gerne nach, und so beginnen wir unsere Suche nach einem geeigneten (und halbwegs kostengünstigen) Quartier. Wie sich herausstellt, ist dies gar nicht so leicht. Erst nach mehrmaligem Auf- und Abgelaufe (sowie einiger bettelartiger Überredungskunst und halbseidener Scherze) gelingt es uns ein halbes Chalet von Maya Guesthouse zu ergattern, wenn auch nur für zwei Nächte. Was dann? Weiß keiner! Ist auch allen egal, hauptsache die Bude ist gefüllt. Erleichtert holen wir unsere Rucksäcke und beziehen den Bungalow. Schnell müssen wir feststellen, dass (trotz des Blicks von der Terrasse auf Strand und Meer) dieses Zimmer mit 120 RM pro Nacht vollkommen überbezahlt ist, denn es ist recht schmutzig, das Bad schimmelig und das Dive Center nebenan (mit seinen plärrenden Tauchvideos) trägt auch nicht gerade zu maximaler Entspannung bei . Doch wir sollen bald feststellen wie viel Glück wir noch hatten...

Als wir so auf unserer Veranda sitzen und auf den Strand schauen, fallen uns einige Dinge auf. Erstens: es werden unaufhörlich Touristen auf der Insel abgeladen. Zweitens: keiner der Touristen auf der Insel (inklusive derer die schon eines der letzten, bis zu 150 €/Nacht teuren Quartiere ergattern konnten) sieht so glücklich aus, wie man es im vermeintlichen Paradies vermuten würde. Drittens: wo sollen die alle etwas zu essen her bekommen, wenn alle Restaurants und Buden geschlossen sind?

Während wir so im Meer dahinwaten, die Antworten auf diese und noch weitere Fragen suchen und die ganze Szenerie beobachten, müssen wir uns immer wieder selbst darauf hinweisen, dass diese Insel an sich ganz schön ist, und doch finden wir keinen Draht zu ihr. So verbringen wir die nächsten Tage auf Futtersuche, Schlafplatzsuche und Schattensuche, denn alles drei ist Mangelware im "Inselparadies Malaysiens", der angeblich schönsten und tollsten Insel Südostasiens . Zumindest wenn man den Einheimischen glauben mag, die immer noch Touristen auf der Insel abladen, während die, die nicht wegen des religiösen Festes fortgegangen sind, unter der Belastung der vielen Mäuler und Häupter stöhnen.

Fazit der drei Tage Pulau Perhentian Kecil: wahrscheinlich war diese Insel einmal genau der wunderschöne Platz, von dem sie dir heute überall erzählen. Wahrscheinlich ist diese (und auch die andere, größere) Insel zu manchen Nebensaisonzeiten auch wirklich immer noch schön. Und wenn man der Typ Backpacker ist, wie er zu hunderten und tausenden auf der Insel anzutreffen ist, der nichts anderes im Kopf hat, als sich am Strand die Birne wegzublasen, einen auf dicke Hose zu spielen und den coolsten Traveller der Welt zu markieren, dann findet man dort garantiert sein "Paradies".

Doch wir haben nach diesen Erlebnissen genug, von einer Insel die allen Touristen als die Erfüllung jeglicher Reisträume verkauft wird, dabei wahrscheinlich nicht besser oder schlechter aussieht als die hunderten Inseln um sie herum und es aufgrund von Fehlplanung und Raffgier nicht schafft, die Touristen zu versorgen, die hier durch bewußt gesetzte Falschinformation (oder aus eigener Motivation heraus) in ein Touristenghetto zusammengepfercht werden.


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