Manaus - Der Amazonas-Traum wird wahr!

Monday, February 11, 2008
Manaus, Brazil
Es war Montag Morgen, der 11. Februar, und somit der Geburtstag meiner Mom. Meine Kollegin Claudiene hatte offeriert, mich zum Flughafen zu fahren. Das war mir zwar nicht ganz recht, aber was soll man machen, wenn jemand insistiert... :-)   Puenktlich um 08:00 stand sie "auf der Matte" ich verabschiedete mich von meinen Hosts Marília und Priscila und los ging´s. (Randnotiz: Brasília hat einen internationalen Flughafen, frueher bedeutete dies allerdings einfach Fluege in umliegende Laender. Mittlerweile kann die Hauptstadt aber sogar direkt aus Europa angeflogen werden (z.B. mit TAP via Lissabon), was die muehsamen Umwege ueber São Paulo oder Rio ueberfluessig macht. Gut so!)

Nach dem raschen Check-in bei TAM rief ich vom Gate aus meine Mutter an, um ihr zum Geburtstag zu gratulieren und das Neueste aus der Heimat zu erfahren. Mit kleiner Verspaetung ging der Flug um 10:15 nach MANAUS, der Hauptstadt des Bundesstaates Amazonas. Die Flugzeit betrug fast drei Stunden. Wegen der Zeitverschiebung zwischen den beiden Staedten war dort aber bei Ankunft noch nicht mal Mittag. (Brasilien hat uebrigens vier Zeitzonen.)

Manaus liegt in der Region "Norden" von Brasilien und ist ca. 1500 km Luftlinie vom Atlantischen Ozean entfernt. Die Stadt wurde Ende 19. Jahrhundert wegen des Kautschuks bekannt und erlebte damals einen regelrechten Boom. Heutzutage ist Manaus eher bekannt fuer seine Freihandelszone ("Zona Franca"): die Steuer- und Zollvergünstigungen lockten viele Unternehmen nach Manaus (z.B. Nokia, Sony und Samsung). Es gibt hier nicht vier Jahreszeiten wie bei uns, sondern es wird zwischen Trocken- und Regensaison (Dezember bis Mai) unterschieden. Die Temperaturen erreichen am Tag Hoechstwerte zwischen 30 und 40 Grad und auch nachts faellt das Thermometer nicht unter 20 Grad. Da das Klima extrem feucht ist, erscheint einem alles noch heisser. 

Es war uebrigens - trotz meinen vielen Brasilien-Reisen, das erste Mal, dass ich in diese Region gereist war und ich freute mich sehr. Vor allem auf den mysterioesen Amazonas und den Ausflug in den Urwald!! :-)

Mit dem Airport-Taxi ging`s fuer 49 Reais erst mal ins Zentrum in mein Hotel, das ganz nahe beim Hafen (und damit am Rio Negro bzw. Amazonas) lag. Ich erhielt ein Zimmer im 7. Stock, wo ich mich zuerst ein wenig ausruhte. Fuers Mittagessen ging ich ein Fisch-Restaurant, das ich dem Lonely Planet-Reisefuehrer entnommen hatte. Das Menu besteht aus Amazonas-Fisch und ist auf eine Tafel an der Wand geschrieben. Ich kannte nicht viele der Fische und entschied mich fuer einen der wenigen, die ich kannte: einen "Tucunaré". Fuer 22 Reais gab´s einen ganzen Fisch mit Beilagen. Zudem versuchte ich die lokale Guaraná-Marke "Baré", die ich vorher noch nicht gekannt hatte. Das war alles sehr lecker. Nach dem Essen ging ich ins Internet und machte einen Spaziergang im Zentrum. Die Stadt bietet nicht wahnsinnig viel und ist auch nicht besonders schoen, aber halt einfach reizvoll wegen ihrer Geschichte und der Location im Amazonasbecken. Ich wanderte noch ein wenig auf einem grossen Strassenmarkt (mit Kleidern, Taschen, PC-Games etc.) rum, trank ein Bier in einer Bar (scheinbar auch Treffpunkt fuer Prostituierte?) und ging dann ins Hotel fuer eine Dusche, ein wenig TV und ging dann schlafen.

Am Dienstag (12. Februar) gab´s erst mal Fruehstueck im 9. Stock des Hotels mit schoener Sicht aufs Zentrum. Nach Fruechten, Saft, Kaffee, Toast , Kaese etc., musste ich dann noch zum nahegelegenen Markt, um eine kleine Reisetasche und ein langaermliges T-shirt fuer den Urwald zu kaufen. Als ich zum Hotel zurueckkam lag da fuer mich ein Fax vom Reiseveranstalter. Mit kleiner Verspaetung wurde ich abgeholt und wir fuhren zuerst durch die Stadt zum Reisebuero. Da es um die Mittagszeit war, gab´s einen Riesenstau auf den Strassen. Im Buero konnten wir dann das Gepaeck verstauen - man darf naemlich nur wenige Kilos aufs Boot mitnehmen. Auf der Fahrt zum Hafen/Pier (ca. 12 km ausserhalb der Stadt) konnten wir kurz das beruehmte Opernhaus fotografieren. Auf dem Schiff waren wir 8 Personen plus Besatzung und Guide - eine Gruppe von 4 Italienern plus die Gruppe, mit der ich aus dem Zentrum angereist war (ein junges Paar aus Irland und ein Deutscher aus Muenchen). Dann ging die Schifffahrt bei leichtem Nieselregen los. Bereits nach wenigen Minuten kamen wir zum "Encontro das Aguas" (Treffen der Wasser), wo sich die beiden Fluesse Rio Negro und Rio Solimões treffen, um gemeinsam den Amazonas zu bilden. Speziell ist, dass die beiden unterschiedliche Farben haben (schwarz und hellbraun) und sich das Wasser erst nach einigen Kilometern richtig vermischt. Nach etwa 2.5 Stunden Bootsfahrt trafen wir in der "Amazon Village Jungle Lodge" ein. Die Lodge hat 45 Zimmer und liegt am Fluss "Puraquequara". (Es gibt weiter entfernte Lodges, aber fuers erste Mal fand ich´s weit und wild genug. he he)

Ich kriegte das Zimmer Nummer 9, nahe der Reception und dem Restaurant. Speziell zu erwaehnen ist, dass es kein heisses Wasser gab. Und Licht auch nur am Abend, sonst waren Kerzen angesagt. All dies kannte ich allerdings schon von meinem Safari-Trip her schon. Mein Bett hatte kein Moskitonetz, das Zimmer dafuer Moskito-Fenster, was mich doch einigermassen beruhigte. :-)   Kurz nach Beziehen meines Zimmers sah ich einen Kollibri vor meinem Fenster. Ich machte erst mal ein Nickerchen fuer zwei Stunden und dann gab´s bereits das Nachtessen (im Buffet-Stil). Wir waren eine gute Gruppe und sassen beim Essen immer zusammen, um das Erlebte zu diskutieren. Am Abend tranken wir noch ein paar Biere in der ansonsten ziemlich verlassenen Bar. --> Biertrinken gegen einen Iren und einen Bayern fand ich natuerlich ziemlich unfair :-)   Spass beiseite: es war lustig und wir unterhielten uns wirklich nett.

Am darauffolgenden Tag wachte ich - nach einer ersten Nacht im Dschungel - um halb sieben auf und um 7 gab's Fruehstueck (nur von 7 bis 8 moeglich!). Danach ging ich auf einen Rundgang in der Lodge und beobachtete die sich frei bewegenden Papageien im Restaurant-Bereich. Um 09:00 war ein Jungle Trek mit unserem Fuehrer Barto und einem weiteren Fuehrer (mit Machete) angesagt: Wir sahen dabei u.a. Para-Nuesse, Kakao-Bohnen, Pflanze, aus der Dul-x hergestellt wird, Kautschuk (mittels Schnitt in den Baum), eine Tarantel im Loch, Fasern fuer Zigarettenpapier, Gewuerznelken, und viele weitere verschiedene Baeume und Pflanzen (z.B. zum Stuehle und Huete machen). Ausserdem erfuhren wir u.a., dass der Urwald-Boden eigentlich tot ist. Nur die oberste Schicht von ca. 10 cm mit verwesenden Blaettern "lebt", drunter liegt Sand.
Nach dem Lunch war um 14:00 der naechste Termin: Eine Kanufahrt, auf der wir einen Iguana hoch oben im Baum und ein paar Voegel, sonst aber herzlich wenig zu sehen bekamen. Dafuer war der Besuch im Indianerdorf nett: Die Kinder gehen mit Kanus zur Schule und das kleine Dorf hat eine Art Disco mit einem Billardtisch (beschraenkt tauglich) und einer Soundanlage. Praktisch alle kleinen Huetten hatten ausserdem TVs, he he. Als wir zur Lodge zurueckkamen lag eine tote Schlange am Landeplatz - ein Fuehrer hatte sie mit der Harpune erlegt, da sie sich dem Boot genahert hatte. Klick, klick - kurz ein paar Fotos gemacht.
Es gab dann Nachtessen und direkt danach machten wir uns auf den (Wasser-)Weg, um Kaimane zu finden. Nach langer Fahrt sahen wir leuchtende Augen am Ufer und der Guide sprang ins Wasser und fing einen (WAHNSINN!). Der Kaiman wurde ins Kanu genommen und der Guide hielt ihn ganz nahe bei mir, so dass wir ihn sogar beruehren konnten - sehr cool! Leider habe ich davon nur Fotos gemacht und keinen Film. (Aaaahhhh!!) Danach fuhren wir zurueck, und es gab wie am Vorabend Biere in der Bar. In dieser Nacht wurde ich dann noch ziemlich heftig von Muecken gestochen. Hmm...

Am Donnerstag (14.2.) legten wir um 09:30 los, um Piranha-Fischen zu gehen. Wow!! Wir waren nur in der 4er-Gruppe unterwegs, was das Ganze noch spezieller machte. Wir fuhren dann ziemlich weit den Fluss rauf, hatten aber am ersten Ort wenig Glueck - nur die Irin (als einzige Frau der Gruppe notabene) fing zwei kleine Piranhas. Als Koeder benutzten wir uebrigens kleine Fleischstuecke, an denen dann rege gezupft wurde. Zum Glueck fuhren wir dann weiter den Fluss rauf und dort kam meine Zeit: Ich fing gleich drei Stueck, u.a. den groessten des Tages und - gemaess des Guides - einen der groesseren der letzten Zeit! Yeah! :-) (Die Info bezueglich sehr scharfer Zähne der Piranhas kann ich uebrigens bestaetigen - he he). Nachdem auch die anderen noch etwas rauszogen fuhren wir zurueck zum Camp, wo ich den Guide um das Gebiss meines "Riesen-Piranhas" bat (und erhielt). Die gefangenen Exemplare gab´s dann fuer uns auch zum Mittagessen und sie schmeckten zu meiner Ueberraschung recht gut. Etwas nervig war nur die Gruppe deutscher Senioren, die an diesem Tag angekommen war (Vordraengeln an der Kaffeemaschine inklusive etc.) Nach ein wenig Ausruhen und Lesen, ging wir um 15:30 in den Urwald hinter der Lodge fuer ein "Survival-Training" mit Pfeilrohr-Schiessen, Feuer machen etc.

Am naechsten Tag ging´s bald nach dem Fruehstueck zurueck nach Manaus und fuer mich ins selbe Hotel im Zentrum, wo ich noch eine Nacht verbrachte. (In der Lodge blieb ich fuer insgesamt drei Naechte, was gerade richtig war. Mehr war nicht noetig, waere langweilig geworden, weil man waehrend der Wartezeiten bis zur naechsten Tour nicht wirklich viel unternehmen kann. Und abends gibt´s ausser "Wetttrinken" in der Bar auch nicht viel. he he) Alles in allem war es aber eine absolut tolle Erfahrung, die ich jederzeit wiederholen wuerde!

Auf der Rueckfahrt nach Manaus hatte ich die Fuehrerin Maria gefragt, ob ich mit der Agentur am folgenden Tag eine Stadt-Tour machen koenne. Sie bot sich dann gleich selber an. Am Abend lud sie mich bei sich zuhause ein und wir gingen mit ein paar Kollegen von ihr aus. Wir besuchten einen Musik-Klub mit Live-Musik, was Spass machte. Ich wurde dann noch ins Hotel gebracht und sank ins Bett.

Am Samstag machten wir dann eine kurze Tour durchs Zentrum und durch den Markt (viele Kraeuter, Fruechte, frische Fische etc.) und assen dort einen feine Fisch-Lunch. Als wir assen, begann`s wieder mal zu regnen (es ist nie kalt, aber es schuettet doch recht stark). Ich holte noch mein hinterlegtes Gepaeck aus dem Hotel und wir fuhren im Taxi zu Marias Haus, wo ich freundlicherweise die Zeit bis zu meinem Abflug verbringen durfte. (Maria spricht uebrigens Deutsch, da sie mit einem Schweizer verheiratet war.)
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2025-05-23

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