Am Montag (25.2.08) checkte ich aus meinem Hotel aus und nahm die Metro bis ins Zentrum der Stadt. Mit Gepaeck ist das relativ muehsam, vor allem in den U-Bahn-Wagen drin, weil man staendig irgendwem den grossen Rucksack "um die Ohren haut". (Diesen abzuziehen ist in dem Gedraenge sowieso unmoeglich.) Vom Zentrum aus nahm ich ein Taxi Richtung Terminal La Bandera, einem der grauenvollsten Orte, die ich schon erlebt habe. Ich war zwar durch verschiedene Leute (und meinen Lonely Planet-Reisefuehrer) vorgewarnt, doch es war dann echt unangenehm vom Moment an, wo ich - quasi mitten auf der Strasse - aus dem Taxi stieg. Etwa zwei Sekunden spaeter quatschte der erste "Marktschreier" auf mich ein. Fahrten zu allen moeglichen Destinationen bot er an. Ich winkte ab. Ein zweiter Verkaeufer, ein dritter... Der Spiessrutenlauf durch die Verkaeufer ging auch im Gebaeude drin weiter. Man fuehlt sich auch unwohl, weil man mit zwei Rucksaecken inmitten so vieler Leute nicht mehr so "beweglich und verteidigungsfaehig" ist. Anyway, nach ein paar Minuten hatte ich das Hindernis Verkaeufer abgewimmelt. Ich folgte den Schildern mit "Maracay" drauf, gelangte zu einem Gate, ging durch eine Tuer raus zum Busgelaende und wurde dort direkt zu einen nahe stehenden Bus geschleust. Hier sah ich zum ersten Mal im Leben, dass Leute vor einer Busfahrt mit einem Metalldetektor durchsucht werden (...). Eine grimmige Lady checkte mich und hiess mich dann, in den Bus einzusteigen. Nachdem ich auf meinen grossen Rucksack zeigte, rief sie dem Busfahrer zu: "Maletero!" (Kofferraum), worauf der Fahrer ausstieg und ich mein Reisegepaeck platzieren konnte. Kaum war ich eingestiegen, stiegen alle wieder aus. Huh? Ich hatte keine Ahnung, was los war, stieg aber natuerlich auch aus. Alle liefen zu einem Bus auf der anderen Seite des Platzes. Ich wollte zuerst meinen Rucksack zurueck, was dann auch klappte. Als ich zum anderen Bus rueberlaufen wollte, fuhr dieser los, allerdings nicht allzuweit und ich konnte doch noch einsteigen. (Kein Kofferraum hier - zwei Rucksaecke mit in den Bus nehmen. Na dann.)
Ein Getraenkeverkaeufer bestieg noch kurz den Bus und dann ging die Fahrt los Richtung Maracay, einer grossen Stadt, die etwa 110 km westlich von Caracas liegt (und Hauptstadt des Bundesstaates Aragua ist.) Ich bezahlte meine 12 Bolivares (etwa 6 Franken - sehr guenstig) und amuesierte mich ueber die halsbrecherische Fahrweise unseres Chauffeurs. Nur mein Rucksack, der staendig rumrutschte, machte mir etwas Sorgen. Spaeter machten mich zwei Einheimische drauf aufmerksam: Sie trauten der Stabilitaet der Hintertuer wohl nicht ganz und hatten das Gefuehl, dass sich mein Gepaeck naechstens selbstaendig machen wuerde. "Gracias" fuer den Tipp. Ich befestigte einen der Riemen an einer Stange, was das Ganze etwas stabiler machte. Nach zwei Stunden kamen wir in Maracay an. Chaos am Busbahnhof. Keine Schilder, nix beschriftet. Es war verdammt heiss und ich trug meine 30 kg Gepaeck von einem Ende zum anderen. Jeder, den ich fragte, gab mir eine andere Richtung an... Ich begann innerlich (und ein paar Mal auch hoerbar) zu fluchen und war nach dem bisherigen Tagesverlauf langsam echt gereizt. Egal, irgendwann fand ich den richtigen Ort und nach einer Stunde Warten fuhren wir endlich los.
Ab Maracay (445 Meter ueber Meer) führt eine schmale Bergstrasse durch den "Nationalpark Henry Pittier", über einen rund 1800 Meter hohen Pass bis nach Choroní bzw. Puerto Colombia. (Der Nationalpark ist uebrigens nach dem Schweizer Wissenschaftler Henri Pittier benannt.) Eine schöne und abenteuerliche Bergfahrt, die rund 2 Stunden dauert und durch Waelder und Bambushaine geht. Der Bus schlaengelt sich die enge Strasse auf den Pass hinauf. Staendig wird gehupt; dies aber nicht nur der Gefahr wegen, auch in der Stadt wurde lustvoll gehupt. Zudem laeuft im Bus extrem laute Musik, was aber Spass machte. :-)
Es war bereits dunkel als ich nach sieben beschwerlichen Stunden in CHORONÍ ankam. Choroní ist ein Dorf im Bundesstaat Aragua. Bekannt ist es vor allem für seinen Fischerhafen Puerto Columbia. Es gibt dort viele farbenpraechtige Gebäude aus der Kolonialzeit. Weiter ist es bekannt fuer seine Straende, die zu den schoensten in Venezuela gehoeren sollen.
OK, dies war definitiv die nervenaufreibendste Reise meines Lebens gewesen - Laufen, dann Metro, dann Taxi, dann Bus, dann wieder Bus. Ach du liebes Kind. (Im Nachhinein kann ich darueber schmunzeln.) Ich wusste, dass ich die Posada bar bezahlen musste, aber als die Kohle das erste war, was beim Check-in verlangt wurde, war ich etwas perplex. Aber auch das steckte ich weg und ging in mein Zimmer. Im Zimmer angelangt, stellte ich dann aber auch noch fest, dass ich meine geliebten Flip-Flops aus Brasilien im Hotel in Caracas vergessen hatte. Irgendwie war das nicht mein Tag. :-/
Da mehrere Leute von Choroní geschwaermt hatten, versuchte ich trotzdem ab sofort positiv zu denken und mich auf die kommenden Tage zu freuen. Spaeter am Abend ging ich ein paar Strassen runter zur Strandpromenade, wo sich am meisten abspielt. Lief da ein wenig rum und ging dann zum Nachtessen (natuerlich in ein Restaurant, das Kreditkarte akzeptiert, was auch nicht gerade einfach war. Aber lassen wir das.) Denn was ich nicht wusste, ist, dass der Ort keinen Geldautomaten hat. Und da ich nach der "Vorauskasse" in der Posada nicht mehr besonders viel Cash auf mir trug, wurde mir etwas mulmig. (Aufmerksame Leser werden sicher festgestellt haben, dass dies nicht meine ersten Geldprobleme in Venezuela waren.) Nun gab's genau zwei Moeglichkeiten: 4 Stunden Busfahrt, um in Maracay Geld zu holen oder irgendwie ueber die Runden zu kommen. Ich entschied mich fuer Letzteres.
Am naechsten Tag stellte sich die folgende Herausforderung: Da ich a) an einem heissen Ort und b) an der Kueste war, brauchte ich neue Flip-Flops. Die Suche nach einem Geschaeft, das einerseits KK akzeptiert und andererseits Flip-Flops im Sortiment hat, blieb dann aber erfolglos.
Was den Rest anbelangt, mach ich's kurz: Ich konnte mich nicht so richtig mit Choroní anfreunden. Die naechsten Tage verbrachte ich damit, im Dorf rumzuschlendern, Fotos zu schiessen, am TV italienischen Fussball zu schauen und in Restaurants zu essen, wo ich mit Kreditkarte zahlen konnte (was gerade mal in zwei Lokalen der Fall war). Wegen Geldmangel war es mir auch nicht moeglich, mit den Fischern in ihren Booten zu anderen Beaches mitzufahren. Aber wenigstens ein Besuch zu Fuss der nahen "Playa Grande" lag drin. Leider war der Strand aber ziemlich dreckig, das Wasser aber ok. Die hohen Wellen erlaubten zur Abwechslung etwas Fun. Abends war ziemlich wenig los, da verpasste ich nicht viel.
Mein Aufenthalt in Choroní war zu Ende, und ich war froh, aus dem Kaff rauszukommen! Irgendwie klebte mir hier das Pech an den Fuessen... Auch wenn's ein hartes Urteil ist: Die Fahrt ueber den Pass war fuer mich noch das Beste an dieser Reise-Etappe.
Choroní - drei Tage zum Vergessen!
Monday, February 25, 2008
Choroni, Aragua, Venezuela
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