Am 22. Dezember begannen also unsere großen Ferien: Um 8 Uhr ( zu früh, es war noch dunkel) nahm ich mit meinem Reisekumpanen Tim die Fähre, um in Richtung Quimper aufzubrechen. Wir fragten schon auf dem Schiff herum, ob jemand uns nach Paimpol mtinehmen könnte, denn wir hatten keine Zugtickets gekauft und wollten trampen. Pas de problème pour nous, nach einem kleinen Marsch von einer halben Stunde zwischen dem Anleger und Paimpol erbarmte ssich jemand. Dort angekommen, stellten wir uns an den rond point und verließen uns auf unser Glück. So kamen wir um 1 in Quimper an, um einige nette Begegnungen reicher. Die letzten netten Menschen brachten uns direkt zum Markt, wo wir Yvéline trafen, die uns für die nächste Woche beherbergen würde. Zu viert in einem Auto mit 2 Sitzen sind wir zu ihrem Hof, Coat Kéroëc, gefahren, d.h., dass Tim und ich im Kofferraum zwischen dem Sonnen-(in der Bretagne eher Regen-)schirm und dem Käse Platz nahmen. In der Stadt schauten uns viele Leute durch das Fenster belustigt an, welch Verrücktheit!
Auf dem Hof angekommen, inspizierten wir erstmal alles, denn das letzte Mal, vor dem Seminar, hatte ich ja nicht viel gesehen im Dunkeln
. Wir begrüßten die Tiere und versuchten, uns an den Tagesablauf zu gewöhnen, der wie folgt aussieht:
Morgens werden alle Tiere gefüttert, dann die 2 Kühe, Colette und Claudie, gemolken und die kleinen Lämmer ( 23 an der Zahl) mit dieser Milch gefüttert, wenn sie nicht über Nacht ausgebrochen sind und bei ihren Müttern getrunken haben. Ein Eimer wird mit der Milch befüllt und die hungrigen Kleinen trinken aus Kautschuk-"Zitzen", hierbei muss man aufpassen, dass keiner den Eimer umschmeißt, keiner zu viel trinkt (man sieht den Magen sehr deutlich) oder keiner weggedrängelt wird, es soll ja schließlich gerecht zugehen. Die kleinsten und die 2 Waisen werden bevorzugt, denn die großen haben anscheinend genug.
Dann werden die 20 Schafe gemolken, allerdings nicht "geleert", da die Lämmer den Tag über noch trinken sollen. Manche mögen es weniger, andere geben noch keine Milch. Die Schwierigkeit bestand darin, die Schafe festzuhalten, die nicht am Fressnapf festgehalten wurden. Hierfür ist eien spezielle Technik erforderlich (schnell und erbarmungslos sein), die ich natürlich nach einer Woche perfeketionierte
.
Wenn das Wetter nicht allzu kalt oder feucht ist, werden die Tiere dann möglichst bald in den "Park" gelassen, wo sie dann frisches Gras rupfen können.
Dann wird es für uns etwas ruhiger; Stall ausmisten, manchmal den Käse pflegen (abbürsten, wenden, in Schalen füllen...) oder die Milch zu Joghurt oder Käse verarbeiten. Im Moment hat Yvéline sehr viel Kuhmilch, da die Lämmer nicht alles trinken und die Kühe dieses Jahr selbst keine Kälber haben. Für alle, die noch nicht Schafsjoghurt probiert haben: MACHT ES!!! Ansonsten verpasst ihr was, er ist wirklich außergewöhnlich gut, besonders natürlich, wenn du die Schafe selber gepflegt und gehegt hast, aber auch ohne dieses kleine Special ist er noch ziemlich gut.
Nachmittags, nach einem Mittagessen mit viel Käse, Sahne, Frischkäse, Joghurt und sonstigen Milchprodukten, geht's dann an die Futterbeschaffung für die Tiere: Futterkohl hacken oder Rüben suchen. Wenn alles bereit ist, werden die kleinen Viecher dann wieder heimgebracht, die Kühe sehr langsam und behutsam, die Schafe etwas hektischer. Vor allem ein kleiner Waise hatte immer sehr Lust, neben uns herzuhoppeln und zu "määääh"en.
Auch die 2 Schweinchen werden gefüttert, mit der "petit lait", ein Restprodukt des Käse aber immer noch sehr nahrhaft. Abends werden die Kühe nochmal gemolken und alle ins Bettchen gebracht, vor allem die Lämmer von ihren Müttern getrennt, damit sie nicht alles leertrinken.
Alles in allem waren die Tage alle ziemlich ähnlich, nur in der Käserei gab es immer wieder Neues, was mir sehr gut gefallen hat
. An die Arbeit mit den Tieren musste ich mich erstmal gewöhnen, die Kühe flößten mir am Anfang doch etwas Respekt ein. Aber am Ende habe ich es sehr genossen, wir sind doch irgendwie Freunde geworden.
Einen Nachmittag hat Yvéline uns an den Strand, der nicht weit war, mitgenommen, bei strahlendstem Sonnenschein und es war sehr schön.
Die Woche ging schnell rum und Weihnachten verbrachten wie die anderen Tage, das einzige Highlight war der beste Milchreis, den man sich vorstellen kann, mit unentrahmter, echter Milch. Er köchelte den ganzen Tag auf dem Ofen vor sich hin und abends war er schön sabschig und einfach nur göttlich. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen!
Leider gab es auch schlechte Nachrichten: Während wir dort waren, ging es einem kleinen Lamm immer schlechter und schlechter und obwohl wir es immer per Hand fütterten und es mit Homöopathie versuchten, erholte es sich nicht mehr, sodass Yvéline es am Ende der Woche erlöste und Tim begrub es neben einem Apfelbaum im Garten. Es war sehr traurig, aber auch sehr "das Leben"...es können einfach nicht alle überleben.
Gott sei Dank gehörten wir zu den Stärkeren, dennoch war ich ein bisschen froh, diesen kalten Ort zu verlassen und nun richtige Ferien mit Ausschlafen und allem drum und dran zu haben.
Am nächsten Mittwoch, nahm Yvéline uns wieder zum Markt mit und nach einem Schoko-Crèpe ging es dann wieder on the road. Yvéline ist uns eine gute Freundin geworden und hoffentlich werde ich noch einmal die Möglichkeit haben, sie zu besuchen
.
Ohne Komplikationen ging es dann weiter zu LN nach Plélauff. Klingt nach Kaff, ist ein Kaff. Sie wohnt in der Grande Rue, und dies ist so ungefähr die einzige Straße, die es in diesem Dorf im Herzen der Bretagne (aber im gleichen département wie die Insel, Côtes d'Armor) gibt.
Wir hatten ihr eigentlich Bescheid gesagt, dass wir kommen, doch als wir ankamen (wir wurden direkt vor die Haustür geliefert:)), war sie nicht da. Schade, wir vertrieben uns die Zeit also etwa eine Stunde lang, um das Dorf zu erkunden, was allerdings nicht länger als eine Viertelstunde dauerte, weil es wirklich SEHR klein ist. Dann kam sie Gott sei Dank hupend angefahren und empfing uns sehr herzlich. Wir verbrachten ein paar sehr schöne Tage mit ihr und ihrer Freundin Alice, die auch einmal auf der Insel war und die ihrerseits eine Pariser Freundin mitgebracht hatte. Wir machten viel Spaziergänge entlang des "Canal de Nantes à Brest" und erkundeteten ein bisschen die Gegend.
Silvester verbrachten wir den ganzen Tag mit vorschlafen, einkaufen, essen machen und "mettre son 31" (=sich aufhübschen), vor allem die Mädchen, die ja zu Tims Leidwesen in der Überzahl waren
. Alice und LN fanden es sehr spannend, Beautyberaterin für mich zu spielen und liehen mir ihre Klamotten, da ich mich ja eher auf Kuhmist und Lämmerpipi eingestellt hatte. Als alles und alle bereit waren, 2 Stunden später als geplant, fuhren wir zu Elen, der Woofeuse, die im Herbst auf Kervilon war in der nähe von Guingamp.
Die Party bestand hauptsächlich aus Essen und Witzen über die hohe Konzentration von Lehrern (Elen ist selber eine, dementsprechend ihre Freunde auch) und Hélènes bzw. Elens (2 von jeder Sorte und das an einem Abend!). Mitternacht haben wir grob ausgemacht und sind danach zu einem Riesenfest-noz in St. Thégonnec gefahren, das bis 7 Uhr morgens dauerte.
Jetzt wisst ihr, was ich mit einem "Silvester auf bretonisch" meinte.
Die Tage danach versuchten wir uns zu erholen und am 3. Januar, nach 13 Tagen Urlaub, kehrten wir zurück auf die Insel, trampen war sehr einfach und wir haben sogar noch eine nette Bekanntschaft gemacht, Lionel, der uns zu sich nach Hause zum Mittag eingeladen hatte und uns dann direkt zum Boot gebracht hatte
. Insgesamt sehr gute Arbeits- und Tramperfahrungen!!
In den darauffolgendenen Tagen ist Tibur, der Pariser, wieder aus seinem Urlaub gekommen und wir beherbergen jetzt eine neue Woofeuse, Véronique, die sich um unsere jungen Obstbäume kümmern wird.
Eine andere traurige Nachricht ist, dass unserer kleiner getigerter Kater an einem Virus gestorben ist, während wir weg waren...es war einfach zu kalt für ihn draußen:( Jetzt bleibt uns nur noch die kleine graue Mietzekatze, wir werden uns jetzt wohl besser um sie kümmern.
Weihnachten und Silvester mal anders - bretonisch!
Friday, January 07, 2011
Tréméoc, Brittany, France
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